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Grenzgänge im Rätikon

Eine Drei-Länder-Tour

31.07.2025

... viel zu entdecken im Großen wie im Kleinen

Mitte Juli durften wir wieder los, ins Rätikon - Drei-Hütten-Tour in Vorarlberg, der Schweiz und Liechtenstein. Start im Brandnertal bei Bludenz und - man mag´s kaum glauben in diesem wettertechnisch wenig bergfreundlichem Monat - wir kamen 4 Tage lang bis auf ganz wenige Tropfen trocken durch.
Es waren Tage voller Berg- und Blumenpracht - bildgewaltig.
Dazu ein Special als separater Bericht: quasi unser eigenes Rätikon-Blumenlexikon. Bin selbst gespannt, ob ich mir da endlich mal ein paar mehr Namen merken kann ... 

Wer wollte, konnte ganz gemütlich beginnen und die Bergbahn zum Lünersee nehmen, oder eben zu Fuß von der Talstation über den Bösen-Tritt-Steig aufsteigen. Oben am See entlang und schließlich hoch zur Totalphütte auf 2381 m.
Der gesamte Tourverlauf per Outdooractive-Planung ist in der Bilderleiste enthalten.

Nach einer Stärkung erkunden wir das Totalpgebiet durch eine kleine Rundtour zum Gamsluggen, bevor es später in der vollen (und dadurch lauten) Hütte Abendessen gibt.
Man kann´s nicht glauben: die bis dahin als lawinensicher geglaubte Hütte wurde im Jänner 2019 von einer Staublawine stark beschädigt und musste größtenteils neu aufgebaut werden.

Am Morgen geht´s los Richtung Schesaplana. Die Ausblicke werden immer weiter, reichen auch weit in die Schweizer Bergwelt - und die Schweiz betreten wir auch.
Alleine sind wir hier nicht unterwegs, das war klar. Ist aber alles kein Problem und wir wissen, sobald wir nachher den Schesaplanasattel hinter uns haben, werden wir bis zum Schlussabstieg nach Brand fast einsame Bergtage verbringen. Abgesehen von den Hütten, die waren alle drei proppenvoll.
Aber zunächst mal den Gipfel auf 2965 m genießen.

Irgendwann ist wie immer die schönste Gipfelrast zu Ende (war auch eher kühl oben), und so geht´s auch für uns weiter. Über die Südflanke in den Sattel, an den Schafköpfen oberhalb des Brandner Gletschers zu diesem hin.
Unterwegs wie an allen Tagen schauen und staunen - Berge und Blümlein.
Der Gletscher sieht traurig aus - es fällt schwer, diese Realität allerorten hinzunehmen.
Dank unserer Snowlines überqueren wir ihn sicher.

Es ist noch nicht mal 13 Uhr, also zu früh für die Hütte.
Somit direkt rübergequert Richtung Panüeler Kopf - mit 2859 m Höhe der zweithöchste Gipfel im Rätikon.. Höhenmeter haben wir heute noch nicht allzu viel gemacht, also packen wir das locker. Auch dank Rucksackdepot - mit dem fast leeren Rucksack geht´s sich´s erstaunlich leicht :-)
Etwas Kraxelei bei T3, bei dem immer rauhen Fels muss man eher zart zugreifen.
Und oben: wieder der unbeschreibliche 360°-Blick samt Wildspitze, Ortler, Bernina und und und. Wir werden zum Glück nie satt davon.

Später an der Mannheimer Hütte auf 2679 m (also höher als alles, was wir in unseren Allgäuern an Bergen haben), das verdiente Radler oder ähnliches - und sonnenbaden. Wer Lust hat, hängt noch den zweiten Hausberg der Mannheimer Hütte an, den Wildberg. Der wartet mit einem neckischen Wändlein und schönem Grat auf und liegt dadurch bei T4. Keine 20 Minuten Zustieg, sollte man unbedingt machen.

Die Mannheimer Hütte - ganz lieb geführt. Überfüllt an diesem Tag, aber wir werden alle genussvoll satt.
Zur Verdauung gibt´s einen Sonnenuntergang, wie ihn nur unsere Berge bieten können.
In Momenten wie diesen, und generell bei unserem Unterwegssein in den Bergen, vergisst man die Sorgen und Nöte, den Welten-Wahnsinn. Gleichzeitig werden wir geerdet, eins mit der Natur. Das gemeinsam erleben zu dürfen ist ein Privileg.

Am Samstagmorgen wieder hinunter zum Brandner Gletscher und über ihn hoch ins Schafloch auf 2713 m. Genau in unserer Richtung der Himmel dunkel, Regenradar weist kurz Niederschlag aus, danach soll´s wieder wie vorhergesagt trocken bleiben. Also Jacke an, Regenüberzug über´n Rucksack. Zum Glück bleibt´s bei wenigen Tropfen, die anstehende T4-Passage wäre bei Starkregen ungut zu begehen. Dafür machen die knalligen Regenhüllen auf den Bildern was her.
Hat teilweise fast Brenta-Charakter, trotz Seilversicherung ist unbedingt Trittsicherheit erforderlich, und Tiefblicke sollte man auch mögen.

Wir befinden uns am Liechtensteiner Höhenweg. Nach dieser spannenden Traverse geht´s über Serpentinen hinab und über eine weitere aussichts- und blumenreiche Hangquerung ins Chlei Furgga/Salarueljoch auf 2246 m. Leider macht kurz vorm Joch ein Fuß Zicken, doch dank Ibu und Zähne-Zusammenbeißen geht´s zum Glück tapfer weiter.

Nun zur Gross Furgga/Hochjoch auf 2353 m Höhe und drüben weiter Richtung Pfälzer Hütte. Während die einen noch den Naafkopf mit seinen 2571 m überschreiten, queren die anderen am Hang zur Hütte. Vor dieser unser Grenzübertritt nach Liechtenstein.
Der prognostizierte Regen samt Gewitter hält sich an seinen Zeitplan, so können wir das Ganze entspannt durchs Fenster beobachten.
Nach dem Abendessen gibt es zur Verdauung wieder einen pittoresken Sonnenuntergang

Nach einem wirklich besonderen Frühstück (selbstgebackenes Brot, leckeres Birchermüsli, selbstgemachte Marmeladen, Hingucker-Butter, genialer regionaler Käse - da ist das ölsardinenartige Liegen im Lager gelich vergessen  ...) auf einer wirklich speziell geführten Hütte steht die Schlussetappe an. Wegen des wehen Fußes steigen die einen 800 Hm Richtung Vaduz ab, die anderen zum Nenzinger Himmel. Lustiger Name, aber der passt.

Von dort geht´s hoch ins Amatschonjoch (2028 m), den starken Föhnwind zum Glück meist im Rücken. Nach Rast und letztem Blick zurück nach Liechtenstein geht´s bergab nach Brand. So kommen heute 1800 Abstiegs-Höhenmeter zusammen, die Knie werden´s danken.
Unten können die Füße am Brunnen gekühlt und der Durst gestillt werden.
Die beiden Fahrerinnen holen per Bus die Autos, die anderen werden in Feldkirch eingesammelt und es geht heim ins obere bzw. untere Illertal.

Gar nicht so weit von daheim weg, die Tour. Dank der eher kurzen Tagesetappen (am Schlusstag kann zumindest ein Teil der vielen Abstiegshöhenmeter per Bergbahn reduziert werden) lautet das
Fazit: absolut empfehlenswert und zur Nachahmung empfohlen!
Zum Schluss noch ein paar weitere Impressionen. Ihr kennt das ja, ich bin bilderfanatisch.    Euer Stephan.