© S.Tetzloff

Lechtaler Alpen August 2022

Maria-Himmelfahrt-Mehrtagestour

15.08.2022

Es gab alles satt: Berge und Seen, Sonne und...

Es gab alles satt: Berge und Seen, Sonne und Regen, Weit- und Tiefblick, Schotter und Nervenkitzel, Natur pur sowie Hüttenflair – und ein Gespenst.

Unsere „Maria-Himmelfahrt-Mehrtagestour“ führte halbwegs heimatnah in die Lechtaler Alpen. Das Ganze zweigeteilt: erst quasi als kombinierte Seen- und Kletter-steigtour, anschließend auf dem Lechtaler Höhenweg. So bestand die Möglichkeit, sich als Teilnehmer einen der beiden Teile rauszusuchen oder – für die Eisernen – tatsächlich das volle Programm durchzuziehen.

Los ging´s in Gramais auf 1328 m Höhe, um vorbei am Kogelsee über die Kogelseescharte (2.497 m) und entlang der Parzinnseen zur Hanauer Hütte auf 1.922 m Höhe zu gelangen. Mit 1.200 Hm Auf- und 600 Hm Abstieg ein ordentlicher Auftakt – und klar, ohne Schwimmeinlage ging das nicht ab. Als Appetitanreger vor´m Abendessen noch der leichtere der beiden Hüttenklettersteige, immerhin mit einer B/C-Stelle und weiteren 150 Höhenmetern.

Die gut besuchte Hütte verlassend ging´s am nächsten Morgen hoch zur westlichen Dremelscharte, auf die mit T5-T6 + II anspruchsvolle Dremelspitze mit ihren 2.733 Metern verzichteten die meisten (klar, nicht alle).

Der versicherte Abstieg zum Steinsee verlangt Trittsicherheit, dafür anschließend ausgiebige Rast am See (und auch klar, eine unserer Wasserratten stürzte sich wieder wagemutig in die Fluten). Gemeinsam noch kurz absteigen zur Steinseehütte auf 2.061 m und die verdiente Stärkung genießen. Damit aber auch ja nix ansetzt, ziehen wir danach nochmal los Richtung Steinsee-Klettersteig. Dieser führt uns ebenfalls mit Klassifikation B/C auf die Steinkar-spitze (2.650 m) bzw. das schöne Kreuz am Vorgipfel. Auch ohne Dremelspitze ordentliches Tagesprogramm mit 1.150 Hm Auf- und 1.000 Hm im Abstieg.

Am Sonntag geht´s hoch ins Gufelgrasjoch (2.382 m), drüben wieder a bisserl runter und schließlich wieder hoch zum Bittrichsee. Ihr ahnt es schon: zwar wiederum über 2.200 m hoch gelegen lädt er unsere Badenixen aber so was von ein … Danach heißt es, die Gams in uns zu entdecken. Schwarzer Bergweg (sofern ein Weg überhaupt irgendwo zu erkennen ist …), steil, schottrig as schottrig can. Unterm Helm schwitzend Meter um Meter aufwärts kämpfend, von der Tortur haben manche allmählich genug – schließlich muss man das nachher auch wieder irgendwie runterkommen. Wer sich durchquält, steht nachher auf der Leiterspitze (2.750 m). Das Gams-Abzeichen haben auf jeden Fall alle erhalten, da wohlbehalten wieder unten „Im Bittrich“. Über die Bitterscharte (2.525 m) geht´s dann hinunter zum Württemberger Haus (2.220 m). Und ja, neben dem Weg gab es nochmal einen See für die Badeurlauberinnen unter uns …

An Mariä Himmelfahrt heißt es dann für die einen Abschied nehmen und über´s Leiterjöchl und Alblitjoch nach Gramais absteigen (700 Hm nach oben und dann - puh, 1.600 Hm im Abstieg), die anderen dürfen gemeinsam mit den am Vorabend auf der Hütte via Madautal Dazugestoßenen weiterwandern Richtung Augsburger Hütte.

Doch Regen und Gewitter zwingen erstmal zu einer Planänderung. Am Höhenweg tw. versichert über Großbergspitze und die 2.850 m hohe Patrol-scharte – heute nicht möglich. Also notgedrungen auf´m E5 durch´s Zammer Loch nach Zams (1.450 Hm pure Abstiegsfreude), mit dem Bergsteigertaxi nach Grins und von dort wieder 1.200 Hm hoch zur Augsburger Hütte auf knapp 2.300 m.

Die Entschädigung folgt aber unmittelbar nach dem Aufstehen: passendes Wetter für den Augsburger Höhen-weg als Übergang zur Ansbacher Hütte. Ein langer, unvergesslicher Tag, u.a. als Höhepunkt über den Dawinkopf mit seinen 2.970 m Höhe.  Gehörige Tiefblicke und nette Kraxelei inklusive. Rechtzeitig zum Abendessen auf der Hütte und als hätte der Tag nicht schon genug Erlebnisse geliefert: eine Abendbeleuchtung, wie man´s kaum je gesehen hat – als hätte jemand die Bergspitzerl angezündet. Unwirklich, aber wahrhaftig.

Dann fast schon gemütliches Auslaufen am Lechtaler Höhenweg über Samspitze (2.624 m), Alperschon- und Hinterseejoch sowie Kridlonscharte vorbei am Kaiserjochhaus zur Leutkircher Hütte auf 2.250 m. Ein gutes Stück Weg, mit 1.000 Hm gut verteiltem Auf und Ab aber auch gut machbar.

Wegen aufkommendem Dauerregen wurde die Tour dann um einen Tag verkürzt und es ging am nächsten Morgen direkt an Abstieg und Heimfahrt.

Sehr, sehr eindrucksvoll das alles. Und auch ziemlich fordernd. Das ist schon das obere Ende dessen, was wir uns als Bergwanderer so vornehmen. Aber halt auch geil!!!

Ach ja, wer wissen will, was es mit dem Gespenst auf sich hatte (wirklich ein richtig kleines Nachtgespenst) – der sollte einfach mal bei den Teilnehmern nachfragen 😊.

Stephan

 

Tourenführer: Teil 1 Margareta + Stephan, Teil 2 Margareta